Struktur bieten nach Kriegs-Chaos: Im Werdenberg werden ukrainische Flüchtlingskinder eingeschult | W&O

19.03.2022

Struktur bieten nach Kriegs-Chaos: Im Werdenberg werden ukrainische Flüchtlingskinder eingeschult

Obwohl die Rahmenbedingungen für die Einschulung ukrainischer Flüchtlingskinder noch nicht ausformuliert sind, werden in der W&O-Region kommende Woche bereits einige Kinder aus der Ukraine die Schule besuchen.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
Auch in der W&O-Region sind in den vergangenen Wochen geflüchtete Familien mit Kindern aus der Ukraine angekommen. Wie viele es sind, wie viele noch kommen werden und was das für die Schulen bedeutet, ist schwierig abzuschätzen. In Buchs werden die ersten ukrainischen Flüchtlingskinder am kommenden Montag mit der Schule starten, ist von Schulpräsidentin Katrin Frick auf Anfrage des W&O zu erfahren.
Insgesamt sind es zehn Kinder und Jugendliche und ein Kind aus dem Vorschulbereich in der Sprach- und Spielförderung Dazolino.

Auch im Wartau werden mehrere Kinder eingeschult

«Wir haben bisher ein Kind eingeschult, von dem ein Elternteil bereits im Wartau wohnhaft ist», sagt Bruno Seifert, Schulratspräsident der Gemeinde Wartau. Für weitere zwei Kinder, die bei Verwandten oder Bekannten Unterschlupf gefunden haben, sei die Einschulung im Verlauf der nächsten Woche geplant.
Es geht dabei nicht zuletzt darum, den Kindern nach dem Chaos das sie erlebt haben, eine Struktur zu bieten.
In Sennwald wurden aktuell noch keine ukrainischen Flüchtlingskinder offiziell für die Schule angemeldet. «Wir haben jedoch Kenntnis von drei Kindern im Volksschulalter, welche sich bei zwei Familien aufhalten», sagt Schulratspräsidentin Laila Roduner auf Anfrage.

Rahmenbedingungen stehen noch nicht fest

Der Kanton kündigte an, dass nach der Plenarkonferenz der Erziehungsdirektoren vom 24. März Informationen folgen werden, wie die Flüchtlingskinder sinnvollerweise zu beschulen sind und welchen Inhalt der entsprechende Unterricht haben soll. «Diese Fragen sind gemäss Kanton interkantonal zu koordinieren», so Laila Roduner. In Sennwald wartet man deshalb nächste Woche noch ab und entscheidet dann, wie man vorgehen wird. Auch Bruno Seifert sagt: Es ist noch nicht klar, ob die ukrainischen Kinder die Regelklassen besuchen oder ob allenfalls auch überregionale Integrationsklassen gebildet werden können. Die Rahmenbedingungen seitens Kanton sind diesbezüglich noch nicht ausformuliert.
 Noch ist nicht klar, ob spezielle Integrationsklassen gebildet werden.
Noch ist nicht klar, ob spezielle Integrationsklassen gebildet werden.
Bild: Gaetan Bally/Keystone
Beim Schutzstatus S handle es sich um einen rückkehrorientierten Status. «Ob es darum Sinn macht, die Kinder beispielsweise im Fach Französisch zu unterrichten, bezweifle ich», so der Wartauer Schulratspräsident. «Besser wären wohl Integrationsklassen für ein Jahr, damit die Kinder möglichst intensiv und schnell Deutsch lernen.» Dieses Wissen könnten die Flüchtlinge später, unabhängig davon, ob sie in der Schweiz bleiben, auch in ihrem Heimatland verwenden. «Oder sie könnten später gut vorbereitet innerhalb des Lehrplans in der Schweiz unterrichtet werden. Ich persönlich würde eine solche Lösung bevorzugen», so Bruno Seifert.

Fremdsprachige erhalten zusätzlich Deutschlektionen

Dass man Kinder einschult, die kein Wort Deutsch können, sei jedoch keine Seltenheit. «Im Wartau gehen derzeit Kinder aus über 30 Nationen zur Schule», weiss Seifert. Wenn nötig, bekommen die Kinder Deutschunterricht in einer DaZ-Gruppe (Deutsch als Zweitsprache) anstelle gewisser anderer Fächer.
Diese Gruppen existieren und fangen den üblichen Bedarf auf. In der aktuellen Situation wird uns aber die Anzahl der Kinder – zusammen mit der Suche nach Schulpersonal – Mühe bereiten.
In Buchs werden fremdsprachige Kinder im Kindergarten- und Primarschulalter in normale Klassen integriert. «Für den Deutschunterricht werden sie im Rahmen von sechs Lektionen gemeinsam unterrichtet», erklärt Katrin Frick. «Die Jugendlichen der Oberstufe besuchen unseren Intensivkurs Deutsch als Zweitsprache (IKDaZ). Dieser wird seit fünf Jahren als Klasse für Zuzüger ohne Kenntnis der deutschen Sprache geführt.» Dass in der Ukraine mit einer Variante des kyrillischen Alphabets geschrieben wird, sehen weder Katrin Frick noch Bruno Seifert als Problem. «Die Kinder, mit denen wir bis jetzt Kontakt hatten, kennen beide Schriften», so der Wartauer Schulratspräsident. Grundsätzlich gilt:
Je jünger die Kinder, desto einfacher wird das Erlernen von Schrift und Sprache.