Talentierter Tausendsassa ist erst Schlossgeist, dann Bauchefin bei den Schloss-Festspielen | W&O

26.07.2022

Talentierter Tausendsassa ist erst Schlossgeist, dann Bauchefin bei den Schloss-Festspielen

Zusammen mit ihrem Fachwissen und ihrer immerzu fröhlichen Art ist Astrid Koller ein grosser Gewinn für die Werdenberger Schloss-Festspiele.

Von Alexandra Gächter
aktualisiert am 28.02.2023
«Geht nicht, gibt’s nicht». Das ist das Motto der quirligen 43-jährigen Astrid Koller. Bereits morgens um 4 Uhr startet ihr Tag. Sie jongliert zwischen verschiedenen Aufgaben, für welche andere Menschen mehrere Leben bräuchten. Astrid Koller ist Inhaberin und Geschäftsführerin einer Reinigungsfirma, führt als gelernte Bauzeichnerin Ing. Hochbau-Tiefbau Bauprojekte, Bauherrenvertretung und Käuferbetreuungen durch und hat die Bauleitung bei den Werdenberger Schloss-Festspielen inne. Nebenbei bereitet sie sich zudem noch auf die eidg. dipl. Prüfung als Bauprojekt- und Immobilienmanagerin vor. Selbstredend, dass Astrid Koller auch an den Wochenenden immer auf Trab ist. «Duracell-Häsli» oder «Wirbelwind» wird sie deshalb von ihren Kollegen genannt. Zusammen mit ihrem Fachwissen und ihrer immerzu fröhlichen Art ist sie für die Schloss-Festspiele ein grosser Gewinn.

Mit Reinigungsarbeiten angefangen

Seit dem Jahr 2015 hilft die Grabserin bei den Werdenberger Schloss-Festspielen mit – damals fanden die Aufführungen noch direkt im Schlosshof statt. Ursprünglich wurde sie angefragt, ob sie die Reinigungsarbeiten nach den Aufführungen übernehmen kann. Doch es blieb nicht dabei. Astrid Koller sagt:
Ich half überall mit, wo Not am Mann oder an der Frau war.

Schlüssel für Schloss war Schlüsselerlebnis

So arbeitete sie mal im Verkauf der Tickets, half bei der Technik oder besorgte Blumen, um den Gästebereich zu schmücken. Als bei einer Vorpremiere die Gäste Durst hatten, das Bistro aber erst an der Premiere öffnete, schloss sie das Bistro kurzerhand auf und verkaufte den ganzen Getränkevorrat. Die Grabserin sagt ganz unkompliziert:
Wenn ich Arbeit sehe, packe ich einfach an.
Astrid Koller war in dieser Zeit oft die Letzte, welche das Gelände verliess. So kam es, dass sie den Schlüssel für das Schloss erhielt. «Alleine nachts im Schloss mit so einem grossen Schlüssel fühlte ich mich wie ein Schlossgeist», sagt sie.
 Astrid Koller bespricht mit Hans Böni die Baupläne.
Astrid Koller bespricht mit Hans Böni die Baupläne.
Bild: Alexandra Gächter

Talentierter Tausendsassa

Im Laufe der Jahre kamen für den talentierten Tausendsassa immer mehr Aufgaben dazu. In der aktuellen Opern-Produktion ist sie nun Bauchefin. Ihre Hauptaufgabe ist die Baukoordination und die Leitung des Baus. Sie schreibt das Terminprogramm, setzt das ihr zur Verfügung stehende Personal ein und koordiniert Fahrzeuge und Unternehmer. Ihre Arbeit begann bereits vergangenen Oktober. Astrid Koller war bei diversen Koordinationssitzungen dabei und leitete Besprechungen mit dem Zivilschutz, der Stadt, Feuerwehr, Sanität sowie dem Holz-, Bühnen- und Zeltbauer. Zudem erstellte sie Pläne für alle Anschlüsse wie Elektrizität sowie Zu- und Abwasser.

Modell aus Schaumplatte erstellt

Die Zeit, welche Astrid Koller in die Schloss-Festspiele investiert, könne sie nicht beziffern. «Ich bin mit Herzblut dabei. Den Gewinn, welchen ich durch die Zusammenarbeit dieser vielen tollen Menschen erhalte, ist mehr wert als alles Geld der Welt.» Und fügt an:
Das ist für mich keine Arbeit, sondern Leidenschaft.
Trotz der vielen Aufgaben, das Herzstück ihrer Arbeit ist der Kulissenbau. Im Dezember 2021 teilten Regisseur Matthias Harre und Co-Direktor Kuno Bont der Bauchefin ihre Vorstellung betreffend der Kulisse mit. Astrid Koller studierte das Libretto und besprach danach mit den beiden ihre Varianten. Anschliessend erstellte sie ein Modell aus Schaumplatte im Massstab 1:25.

Aufgehender Mond wird Highlight auf der Bühne

Der Kulissenbau startete Mitte Juli – abgeschlossen sein wird er erst kurz vor der Premiere. «Es ist eine stetige Entwicklung», sagt Astrid Koller. Die Solistinnen und Solisten proben auf und mit der Kulisse. Wenn etwas nicht funktioniert oder passt, wird es passend gemacht. Sie fügt an:
Probleme gibt es nicht. Nur Herausforderungen, die wir gemeinsam lösen können.
Die grösste Herausforderung des Kulissenbaus stellt übrigens ein aufgehender Mond dar. Wie genau das Bauteam dies bewerkstelligen wird, sei an dieser Stelle nicht verraten. Aber eins ist sicher: Es wird funktionieren, denn «geht nicht, gibt’s nicht.» Werdenberger Schloss-Festspiele «Die lustigen Weiber von Windsor»: Premiere: 5. August, 20 Uhr; Dernière: 20. August, 20 Uhr.