Die 39 Prozent Zoll der USA sind wohl Tatsache. Was nun? Zur Erinnerung an all die Kritiker am Bundesrat: Die EU hat ihre 15 Prozent teuer erkauft, mit Zusagen von 700 Milliarden Dollar für US-Öl und Gas sowie 600 Milliarden für sonstige Investitionen. (Liechtenstein und Norwegen wurden übrigens als EWR-Staaten von den USA eingestuft wie die EU.)
Ein ähnlicher Verhandlungserfolg für unser Land wäre somit wohl nur mit Dutzenden von Milliarden Franken Nebenkosten zu erkaufen. Verglichen damit wäre wohl ein «No-Deal» wesentlich billiger, wie folgende Überlegungen zeigen sollen. Angenommen, wir akzeptieren die Zölle ohne Nachverhandeln und Kniefälle vor Trump. Diese Zölle sind aber nicht auf 70 Milliarden Franken Exporten in die USA zu entrichten, sondern davon gehen der Goldhandel und der Pharmahandel weg, wo der Zoll nicht gilt. Somit bleiben noch «normale» Exportgüter von rund 26 Milliarden Franken, welche mit US-Zöllen belastet werden.
Damit der US-Importeur nicht mehr zahlen muss als jetzt schon mit zehn Prozent Zoll, müssten wir die zusätzlichen rund 30 Prozent zu unseren Lasten übernehmen. Unsere Exporteure senken also den Preis von 26 auf 20 Milliarden, wovon die USA dann 30 % zusätzliche Zölle erheben, also sechs Milliarden. Womit die Käufer in den USA trotz Zoll gleich viel bezahlen wie vorher für CH-Produkte.
Diese sechs Milliarden können die Exporteure kaum alleine stemmen. Einen Teil kann man sicher auf die Konsumenten überwälzen, zum Beispiel im Luxusuhren-Segment. Wer 600’000 US-Dollar für eine Uhr ausgibt, wird wohl auch 700’000 zahlen. Und einen weiteren Teil können wohl – je nach Branche – auch die Betriebe selber tragen, da der Export ja Teil des Unternehmerrisikos ist. Grob gerechnet würden von diesen sechs Milliarden wohl drei Milliarden beim Staat hängen bleiben zur Unterstützung von Firmen, welche das nicht stemmen können. Was sich bis Ende der Trump-Präsidentschaft dann auf zehn Milliarden summieren würde.
Ohne Zweifel viel Geld, aber verteilt auf über drei Jahre und verglichen mit den von der EU bezahlten Nebenkosten wohl ein Pappenstiel. Möglicherweise könnte auch hier wieder eine Art Covid-Kredit eingerichtet werden. Aber der Verzicht des Staates auf jegliche Unterstützung würde unserer Volkswirtschaft sicher mehr schaden als die aufgeführten drei Milliarden jährlich.
Zum Schluss noch ein Vergleich: Kanada hat 35 Prozent Zoll aufgebrummt erhalten, also fast so viel wie die Schweiz. Im Gegensatz zur Schweiz, wo 15 Prozent der Exporte in die USA gehen, sind es in Kanada 75 Prozent! Aber während bei uns die Presse lauthals die – vor einem Monat noch hochgelobten – Bundesräte attackiert und fragwürdige «Heilsbringer» von Borer bis hin zu Infantino empfiehlt, stehen die Kanadier hinter ihrer Regierung in diesem Konflikt. Wissend, dass der Verursacher dieser Probleme nicht in Ottawa sitzt, sondern in Washington.
Josef Dudli, Bogenstrasse 3, 9470 Werdenberg
US-Zölle: ein Vorschlag