Vernissage in der Galerie L33: Eine aussergewöhnliche Ausstellung mit Tiefgang | W&O

24.04.2022

Vernissage in der Galerie L33: Eine aussergewöhnliche Ausstellung mit Tiefgang

Die Bilder des jungen Kunstschaffenden Nico Ramon Kastner faszinieren auf den zweiten Blick.

Von Esther Wyss
aktualisiert am 28.02.2023
Nico Ramon Kastner ist in Trübbach aufgewachsen und lebt zurzeit in Sargans, von wo aus er nach Zürich pendelt und die F+F Kunstfachhochschule besucht. Im Frühsommer dieses Jahre schliesst er seine gestalterisch-künstlerische Ausbildung ab. Vergangenen Samstag fand in der Galerie L 33 in Werdenberg die Vernissage seiner kürzlich entstandenen Werke statt. Die Bilder sind noch bis zum 21. Mai zu besichtigen. Kastner stellt in seinen figurativen Bildern vorwiegend Menschen in einer schlichten Umgebung dar. Farblich strebt er Harmonie an. Alles muss zusammenpassen. Die Farben der Bilder sind einheitlich zurückhaltend. Braun, Rotbraun, Schwarz und Weiss dominieren, während das Meer tiefblau erscheint. Dieses intensive Blau wiederholt sich im Blau des Züri-Trams im Bild «Ein regnerischer Tag in Zürich.»

Theatralisch inszenierte Darstellungen

Kastner malt Menschen in Innenräumen. Im Interieur spielen der Tisch und Stühle eine grosse Rolle. Die ausdrucksstarken Bilder sind theatralisch inszenierte Erinnerungen. Es sind erlebte Momente, Gefühle, die der Kunstschaffende malerisch in Szene setzt. Er ist ein genauer Beobachter, einer der sich auf Situationen einlässt, und sie gestalterisch umsetzt.
 Nico Ramon Kastner (Mitte) im Gespräch mit zwei Studienkollegen.
Nico Ramon Kastner (Mitte) im Gespräch mit zwei Studienkollegen.
Bild: Esther Wyss
Im Bild «Die Zeitungslektüre» ist eine Situation mit Kollegen verewigt. Auf dem Bild werden die jungen Männer als ältere Männer dargestellt. Dies ist ein Hinweis auf die Zeit, die in Kastners Bildern eine zentrale Rolle spielt. Vergangenes mischt sich mit der Gegenwart. Die Besucher brauchen Zeit, sich auf die Bilder einzulassen, die sich dem Betrachter oft erst nach einem zweiten Blick erschliessen. Nico Ramon Kastner malt einsame, verlorene Figuren in der Isolation. Sie haben einen ernsten Gesichtsausdruck. Deutlich ist der Einfluss seiner Vorbilder Edward Hopper und in den Schwarz-Weiss-Bildern mit den harten Konturen ist der Einfluss von Félix Vallotton zu erkennen.

Sorgfältige durchdachte Kompositionen

Die Titel zu den Bildern sind sorgfältig gewählt. Sie regen zum Weiterdenken an, erzählen zusammen mit dem Motiv eine Geschichte, die der Betrachter nach seinen Empfindungen selber weiterentwickeln kann. In den Bildern «Warten auf Besuch» und «Die verpasste Chance» könnte man gewollt oder ungewollt ein Selbstbildnis des Kunstschaffenden vermuten. Kastner verrät bei dieser Gelegenheit mehr über sich:
Neben der Malerei arbeite ich auch mit Musik, wobei ein Annäherungspunkt zwischen den beiden Medien öfters erkennbar ist.
Er musiziert und improvisiert auf dem Klavier. Oft sind denn auch Musikinstrumente in den Bildern zu sehen. Manchmal wählt der in Trübbach aufgewachsene Kastner ungewöhnliche, überraschende Ausschnitte. In den Ballettstudien 1 und 2 ist die Diagonale, die er auch in anderen Bildern bewusst verwendet, ein ausgeprägte Stilelement
 Nico Ramon Kastner im Gespräch mit einem Vernissage-Besucher. Im Hintergrund das 2022 entstandene Bild «Der Tod in Venedig».
Nico Ramon Kastner im Gespräch mit einem Vernissage-Besucher. Im Hintergrund das 2022 entstandene Bild «Der Tod in Venedig».
Bild: Esther Wyss
Immer wieder malt Nico Ramon Kastner Hände auf schwarzem Hintergrund. Hände, die sich ins Nichts, in den dunklen Raum verlieren. Ob es sich dabei um Männerhände oder Frauenhände handelt, ist dem Betrachter überlassen. Kastner hat erst 2019 als 18-Jähriger zum Pinsel gegriffen und sich intensiv mit der Malerei beschäftigt. Die in der Galerie ausgestellten Werke sind in den vergangenen zwei Jahren entstanden und werden erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Man darf gespannt sein, wie der junge Kunstschaffende sich in Zukunft weiterentwickelt.