Vier Bauern sind verärgert: Warum dürfen wir nicht mehr über die neue Brücke fahren? | W&O

22.02.2022

Vier Bauern sind verärgert: Warum dürfen wir nicht mehr über die neue Brücke fahren?

Die Pläne der Ortsgemeinde Sevelen für den Ersatz der eingestürzten Brücke über den Werdenberger Binnenkanal beim Inselweg stossen auf Unverständnis.

Von heini.schwendener
aktualisiert am 28.02.2023
Seit dem 2. März des vergangenen Jahres fehlt die Brücke am Inselweg über den Werdenberger Binnenenkanal. Ein zu schwerer Lastwagen hatte sie damals zum Einsturz gebracht. Die Brücke fehlt vielen Leuten, die sie für den Freizeitverkehr genutzt haben: Velofahrerinnen, Fussgänger, Reiterinnen, Hündeler usw. Am meisten fehlt die Brücke aber wohl den vier Landwirten, deren Höfe dies- und jenseits des Binnenkanals in der Nähe der nicht mehr existenten Brücke stehen. Weil alle Vier eng zusammenarbeiten und Felder wegen der Fruchtfolgevorschriften untereinander abtauschen, arbeiten sie stets auf beiden Seiten des Kanals. Die vier Landwirte benutzten die Brücke beim Inselweg über den Kanal rege. Seit diese nicht mehr steht, fahren sie grosse Umwege, denn sie müssen über die nächsten Brücken im Süden oder im Norden ausweichen.

Die vier Bauern sind erstaunt und verärgert

Als im W&O vom 10. Februar die Pläne der Ortsgemeinde Sevelen für eine neue «alte» Brücke beim Inselweg publiziert wurde, staunten die Landwirte Stefan Litscher (Rheinhof), Jakob Lippuner (Jogglisdamm), Mathias Vetsch (Eichlewasser) und Alex Zogg (Steinigfurt) nicht schlecht. Dort hiess es, die alte Brücke beim Tomelisgraben solle wenn möglich noch in diesem Jahr abgebaut und am Inselweg wieder aufgebaut werden. Allerdings nur noch als Brücke für den Langsamverkehr und nicht mehr für Motorfahrzeuge.
 Die alte Stahlbrücke beim Tomelisgraben soll versetzt werden.
Die alte Stahlbrücke beim Tomelisgraben soll versetzt werden.
Bild: Heini Schwendener
Geärgert hat sie aber insbesondere folgende Aussage des Ortsgemeindepräsidenten Peter Engler gegenüber dem W&O: Die Bauern seien zwar nicht erfreut, weil es aber Alternativen in der Nähe gibt, hätten letztlich auch die Bauern eingesehen, dass ein Neubau nicht opportun wäre. Die vier Landwirte sagen unisono:
Mit uns hat niemand darüber gesprochen, in die Pläne der Ortsgemeinde waren wir nicht eingeweiht.
Anfänglich habe man erwartet, dass es bald eine neue Brücke gebe. Verschiedentlich hätten sie bei Verwaltungsräten der Ortsgemeinde gefragt, wie der Stand der Dinge sei, «wir wurden aber immer wieder vertröstet, weil noch nichts entschieden war».

Warum nicht eine 12- bis 15-Tonnen Gewichtslimite?

«Wir sehen überhaupt nicht ein, warum diese Brücke künftig nicht mehr von uns befahren werden darf. Mit einer 12- bis 15-Tonnen-Gewichtsbeschränkung wäre uns bereits geholfen», sagten die vier Bauern. Durchschnittlich benutzte jeder von ihnen ein- bis zweimal pro Tag die Brücke beim Inselweg – manchmal vielleicht eine ganze Woche nie, dann aber wieder bis zu zehn Mal an einem Tag. Warum haben sich die Bauern nicht bei der Ortsgemeinde für «ihre» Brücke stark gemacht, insbesondere, als es sich abzeichnete, dass wohl nicht eine neue erstellt sondern eine alte hierher gezügelt wird? Man sei immer wieder vertröstet worden, sagen sie, «und zudem haben wir auch andere Probleme zu lösen». Selbstkritisch stellen sie nun aber doch fest, sie hätten sich zu lange hinhalten lassen.
 Am 2. März 2021 stürzte die Brücke über den Binenkanal ein.
Am 2. März 2021 stürzte die Brücke über den Binenkanal ein.
Bild: PD
Sie hätten wohl doch etwas selbstbewusster und fordernder gegenüber der Ortsgemeinde auftreten und für eine neue Brücke einstehen sollen. Stefan Litscher, Mathias Vetsch, Jakob Lippuner und Alex Zogg halten fest:
Die Umwege, die wir seit dem 2. März 2021 fahren, sind gewaltig.
Auch der Schulbus und die Post fahre täglich Umwege, seit es die Brücke beim Inselweg nicht mehr gebe. Dass dies zu einem Dauerzustand werden soll, wenn es nach den Plänen der Ortsgemeinde geht, können die Vier nicht verstehen. «Da wird eine Brücke gebaut, und jene, die sie wirklich brauchen, dürfen sie nicht mehr mit ihren Fahrzeugen benutzen.» Kopfschütteln allenthalben.