Wenn Kinder Politik spielen | W&O

Werdenberg vor 2 Stunden

Wenn Kinder Politik spielen

Leserbriefschreiber Hans-Peter Sutter ist der Meinung, dass linke Jungparteien das Instrument der Volksabstimmung missbrauchen.

Von Hans-Peter Sutter
aktualisiert vor 2 Stunden
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Heranwachsende sind nicht dümmer als Erwachsene...darüber sind sich Verhaltensforscher einig, ebenso auch darüber, dass Jugendliche ein ausgeprägtes Defizit bei der Abschätzung der Konsequenzen ihrer Handlungen aufweisen. Das ist eine der Facetten der Pubertät, in welcher das Gehirn einem ständigen «Umbau» (Erwachsenwerden) unterworfen ist. Das Team um Blakemore (University Cambridge, UK) geht davon aus, dass dieses «Erwachsenwerden» im Allgemeinen in den späten 20er-Jahren abgeschlossen sein sollte.

Im privaten Raum, mag pubertäres, irrationales Verhalten nur lästig sein, im kollektiven Auftreten, verbunden mit ideologischem Fanatismus, kann es verheerende Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben haben. Die in schöner Regelmässigkeit lancierten fragwürdigen Volksabstimmungen der rot-grünen Jungparteien sind ein Paradebeispiel dafür. Wenn, nach verlorener Abstimmung, die Initianten grinsend vor die Kamera treten und meinen: «Wir haben schon gedacht, dass es so herauskommt» – dann zeugt das von Verantwortungslosigkeit, Unreife und Verhöhnung unserer gesellschaftlichen Regeln.

Ich frage mich, hat es denn keine Erwachsenen in den Mutterparteien, welche den Jungen klarmachen, dass unsere Volksabstimmungen kein Ersatz für Sandkastenspiele oder Videogames sind und auch nicht zur Bespassung angehender Apparatschiks gedacht sind?

Bisher konnte man sich bei solchen Abstimmungen auf den korrigierenden politischen Verstand der Mehrheit verlassen. Angesichts der Politikverdrossenheit und des Wandels von einer Eid- zu einer Neidgenossenschaft gewinnen Extreme immer mehr politischen Einfluss. Der Verlass auf die politische Vernunft ist gefährlich.
Mit einer Verdreifachung der nötigen Unterschriftenzahl und der Einführung eines Quorums könnte dem Missbrauch des Initiativrechts durch aggressive Minderheiten ein Riegel geschoben werden.

Hans-Peter Sutter
Bleichestrasse 32, 9470 Werdenberg