Die neue Ausstellung «Meine Reise durch die Nacht» in der Galerie L33 lädt zu einer besonderen Bilderreise ein. Der Zeichner Michael Zellweger präsentiert Werke aus mehreren Jahren, die alle eines gemeinsam haben: eine bewusst gewählte, eher düstere Stimmung. Der Künstler erzählt:
Viele sagen mir: Das kann man sich doch nicht ins Wohnzimmer hängen. Aber gerade diese Spannung zwischen hell und dunkel fasziniert mich.

Zellweger ist seit mehr als 30 Jahren künstlerisch aktiv. Mal arbeitet er konzentriert an fotorealistischen Zeichnungen, bei denen Fotografien als Vorlage dienen, mal entstehen spontane, abstrakte Arbeiten im schnellen Schwung. Kohlestifte und Bleistifte sind seine Werkzeuge. «Beim konzentrierten Arbeiten höre ich oft Hörbücher», verrät er.
Das ist für mich fast wie Hausarbeit – nur eben am Zeichenbrett.
Inspiration aus Walter Moers Zamonien
Ein besonderer Blickfang ist das neunteilige Werk «Der Moloch». Entstanden während des Corona-Lockdowns, liess sich Michael Zellweger vom Fantasieroman «Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär» des deutschen Autors Walter Moers inspirieren. Im Buch ist «Der Moloch» ein gewaltiges, geheimnisvolles Schiff, das in den stürmischen Weiten Zamonien unterwegs ist – mysteriös, gefährlich und voller Rätsel. Der Moloch wächst ständig, indem er alles verschlingt, was ihm in den Weg kommt – auf diese Weise vergrössert es sich fortlaufend und scheint unaufhaltsam zu sein. Auch Zellwegers Werk könnte noch wachsen, wie er augenzwinkernd verrät.
Vom gleichen Roman angeregt, entstand «Die Finsterberge» – eine düstere, von Mythen umrankte Bergwelt, bevölkert von bizarren Kreaturen. Zellweger übersetzt diese Fantasielandschaften in eine eigene, bildnerische Sprache zwischen realistischen Strukturen und freier Interpretation.
1000 Miniaturen oder die Summe vieler Ideen
Neben den grossformatigen Werken überrascht eine Serie kleiner Zeichnungen: ursprünglich waren es beeindruckende 1000 Miniaturen, von denen nun 450 in der Galerie L33 zu sehen sind. Entstanden mit dem Druckbleistift als Übungsmaterial, zeigen sie alltägliche Motive aus dem Atelier des Künstlers. Die Miniaturen sind wie eine grosse Wand voller kleiner Dias präsentiert. Jedes Bild fängt einen Moment oder einen Gegenstand aus Zellwegers Atelier ein.
Zellweger schätzt es, wenn seine Kunst beim Betrachter Fragen aufwirft und manchmal auch irritiert. Für ihn ist es eine Einladung, die Werke gemeinsam zu entdecken und zu hinterfragen. «Es macht mir nichts aus, wenn jemand in einem Bild etwas völlig anderes sieht, als ich ursprünglich beabsichtigt habe. Kunst lebt vom Blick des Einzelnen.»
Ausstellung und Künstlergespräch
Die Ausstellung «Meine Reise durch die Nacht» von Michael Zellweger ist in der Galerie L33 noch bis 13. September zu sehen. Am Samstag, den 30. August ist der Künstler von 13.30 bis 16 Uhr persönlich vor Ort und freut sich auf Gespräche mit Besuchenden. Die Galerie L33 in Werdenberg ist von Dienstag bis Freitag, 13.30 bis 18.30 Uhr, sowie samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Zellwegers Reise durch die Nacht