Bisher wurden 150 Paloxen voll Hilfsgüter und über 100'000 Franken gespendet | W&O

07.03.2022

Bisher wurden 150 Paloxen voll Hilfsgüter und über 100'000 Franken gespendet

Die Sammelaktion des Vereins Humanitäre Nothilfe Ukraine läuft auf Hochtouren. Eine erste Lieferung von Hilfsgütern ist in der Ukraine angekommen. Auf dem Spendenkonto sind bisher über 100'000 Franken eingegangen.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Erste-Hilfe-Sets, Schlafsäcke, Krücken, Windeln oder Kleider – in Salez stehen reihenweise mit Hilfsgütern gefüllte Paloxen bereit. Am Dienstag erwartet Hans Oppliger, Präsident des Vereins Humanitäre Nothilfe Ukraine, den nächsten Lastwagen, der Hilfsgüter abholen wird. 150 Paloxen konnten in Salez bisher bereits gefüllt werden. Ein Teil davon ist vor wenigen Tagen bereits in der Ukraine angekommen.

Das Projekt ist immer grösser geworden

Etwas mehr als eine Woche ist es nun her, seit Hans Oppliger eine Sammelaktion startete, um den Menschen in der Ukraine zu helfen (der W&O berichtete). «Schon nach dem ersten Aufruf kamen die Leute lawinenartig und spendeten viel gutes Material», blickt er zurück. Im Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez wurde kurzerhand ein Lager eingerichtet. Freiwillige Helferinnen und Helfer sortieren das Material. Hans Oppliger:
Ich war zuerst davon ausgegangen, dass wir ein bis zwei Busse füllen werden, um meinem langjährigen Freund in der Ukraine zu helfen. Doch das Projekt ist immer grösser geworden. Es ist kaum vorstellbar, was für eine riesige Solidarität hier mitspielt.
Zusammen mit einigen Leuten aus der Region gründete er als neutrale Trägerschaft einen Verein.

Über 100'000 Franken wurden bisher gespendet

Neben Material spenden die Menschen aus der W&O-Region auch Geld. Auf dem Konto des Vereins Humanitäre Nothilfe Ukraine sind bereits über 100'000 Franken eingegangen. «Neben den ebenfalls willkommenen Hilfsgütern werden Spendengelder immer wichtiger», sagt Hans Oppliger. «Um grosse Mengen Nahrungsmittel einzukaufen, medizinisches Material zu besorgen, das in den Spitälern ausgeht, und um die Transporte zu finanzieren.» Der private Verein arbeitet mit dem Kanton St. Gallen zusammen. Dieser hat in der Stadt St. Gallen ebenfalls eine Sammelaktion gestartet. So können beispielsweise von gemeinsamen Transporten beide Seiten profitieren. Oleksandra Schiess unterstützt den Salezer Verein mit Verbindungen zur ukrainischen Seite. Sie ist in Kiew geboren, wohnt aber seit 15 Jahren in der Schweiz. Als der Krieg begann und sie Nachrichten sah von Bombenangriffen in Kiew – «die Stadt, in der ich jeden Zentimeter und viele Menschen kenne» – ging ihr das sehr nahe, wie sie gegenüber dem W&O erzählt.
Ich konnte nicht länger nur zusehen. Ich wollte etwas tun und Hilfe organisieren.

Vertrauenspersonen in der Ukraine

Über eine gemeinsame Bekannte entstand der Kontakt zu Hans Oppliger. Während er die Sammelaktion in Salez koordiniert, übernimmt sie die Organisation ab der ukrainischen Grenze. Dass die Spenden am richtigen Ort ankommen, liegt beiden am Herzen. «Wir haben Leute in der Ukraine, denen wir wirklich vertrauen können. Wir wissen genau, wohin die Güter gehen und arbeiten mit einer professionellen Logistikfirma zusammen», sagt Schiess. Das Material gelangt in Verteilzentren und von dort in die Regionen, in denen es gerade dringend benötigt wird. «Ukrainische Leute, die Hilfsgüter bekommen haben, bedanken sich bei uns und schicken sogar Bilder», erzählt Oleksandra Schiess. Die riesige Solidarität in der Schweiz sei grossartig.
Wir sind absolut dankbar für jeden Rappen und jedes Kleidungsstück. Ich hätte niemals erwartet, dass wir in dieser Grössenordnung Hilfe organisieren können.

Geld- und Sachspenden sind weiterhin willkommen

 Die freiwilligen Helferinnen und Helfer sortieren und verpacken das Material.
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer sortieren und verpacken das Material.
Bild: Corinne Hanselmann
Die Hilfsaktion des Vereins Humanitäre Nothilfe Ukraine läuft weiter. «Die Hilfe wird weiterhin benötigt, da die Lage in der Ukraine wohl noch schlimmer wird», so Hans Oppliger. Neben Geldspenden sind folgende Hilfsgüter sehr willkommen: Erste-Hilfe- und Verbandsmaterial, blutstillende Medikamente/Schmerzmittel, Schienen zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen, Schlafsäcke, lang haltbare Nahrung sowie Babynahrung und Windeln. Kleider wurden schon viele gespendet, davon hat es im Moment genug. Spendenkonto: Verein «Humanitäre Nothilfe Ukraine», Rheinhofstrasse 11, 9465 Salez; IBAN CH69 8080 8009 4301 9355 6. Hilfsgüter können beim Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez abgegeben werden.

Schutzmaterial darf derzeit nicht exportiert werden, wäre aber sehr willkommen

Hans Oppliger suchte zu Beginn auch schusssichere Westen sowie Schutzhelme. In den vergangenen Tagen war in Medien zu lesen, dass diese nicht aus der Schweiz exportiert werden dürfen, da sie als militärisches Material gelten. Oppliger dazu: «Die Leute in der Ukraine wären extrem froh um solches Schutzmaterial.»
Stellen Sie sich vor: Die Menschen sitzen in Schutzräumen, haben kein Wasser und keine Nahrung mehr. Sie müssen jemanden hinaus schicken, um die Familie zu versorgen, und werden dann erschossen oder von Splittern getroffen. Leute, die Zivilisten versorgen, begeben sich in Lebensgefahr!
Er sei davon überzeugt, dass es richtig wäre, solches Schutzmaterial nicht als Kriegsmaterial, sondern eben zum Schutz zur Verfügung zu stellen.
Ich hoffe, dass sich der Bundesrat dies noch einmal überlegt.