Grosses Interesse: «Für neue Imker kann es eine Herausforderung sein, einen Standort zu finden» | W&O

03.11.2022

Grosses Interesse: «Für neue Imker kann es eine Herausforderung sein, einen Standort zu finden»

Vivienne Oggier ist Leiterin der Fachstelle Bienenhaltung am Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez. Im Interview spricht sie über aktuelle Herausforderungen in der Imkerei.

Von corinne.hanselmann
aktualisiert am 28.02.2023
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Die Rheintalerin Vivienne Oggier hat im Februar 2022 die Leitung der Fachstelle Bienenhaltung am Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez von Hans Oppliger übernommen. Die 24-Jährige, die privat zehn Bienenvölker betreut und ein Masterstudium in Agrarwissenschaften an der ETH Zürich absolvierte, ist zusätzlich für die Fachstellen Gemüsebau und Pflanzenschutz tätig.
 Vivienne Oggier.
Vivienne Oggier.
Bild: PD
Was sind aktuell die grössten Herausforderungen für Imkerinnen und Imker? Vivienne Oggier: Genau wie für die Landwirtschaft wird auch für die Imkerei der Klimawandel und dessen Auswirkungen eine grosse Herausforderung darstellen. Dies wird Auswirkungen auf die Honigbiene sowie auch auf Wildbienen haben. Honigbienen können sich im Vergleich zu Wildbienen ziemlich gut an Veränderungen anpassen. Insbesondere in Bezug auf die Temperatur können die Honigbienen diese in den Bruten bis zu einem gewissen Grad selbst regulieren. Welche indirekten Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Honigbienen? Honigbienen haben ihren Lebenszyklus auf die Blühphase von Pflanzen angepasst. Mit der Erwärmung wird diese Blühphase künftig eher früher beginnen, folglich stimmt dann der Lebenszyklus der Honigbienen nicht mehr überein. Weiter werden mit dem Klimawandel neue Schaderreger für Bienenvölker zum Problem. Welche Schaderreger könnten neu auftreten? Man rechnet beispielsweise künftig mit dem Auftreten der Asiatischen Hornisse oder dem Kleinen Beutenkäfer. Insbesondere kann sich aber mit zunehmender Erwärmung auch die bekannte Varroamilbe besser vermehren, da der brutfreie Zustand aufgrund der wärmeren Winter vermehrt ausbleibt.
Eine Herausforderung ist und bleibt also die Regulation der Varroamilbe. Inwiefern sich das im Honigertrag niederschlägt, wird sich zeigen.
Welche Fragen werden zum Beispiel an die Fachstelle Bienenhaltung herangetragen? Regelmässig erreichen mich Fragen zur Eignung eines Standorts für Bienenhaltung. Die Dichte an Bienenstandorten ist in Teilen des Kanton St. Gallen eher hoch.
Für neue Imkerinnen und Imker kann es eine Herausforderung sein, noch einen geeigneten Standort zu finden.
Wie ist das Interesse an der Imkerei? Gibt es genügend Nachwuchs? Das Interesse an der Imkerei ist insgesamt sehr gross. Die Grundkurse zur Imkerei, die beispielsweise vom Bienenzüchterverein Werdenberg angeboten werden, erfreuen sich einer grossen Nachfrage. Es können gar mehrere Klassen pro Kurs geführt werden. Auch das Interesse am Wahlfach Bienenhaltung in der Grundbildung zum Landwirt/Landwirtin EFZ sowie am Modul Bienenhaltung in der Betriebsleiterschule ist vorhanden.
Genügend Nachwuchs in der Imkerei ist also gesichert.
Gibt es Neuerungen, mit denen sich Imker in den kommenden Jahren beschäftigen werden? Einen Blick in die Glaskugel zu werfen, welche Innovationen in den kommenden Jahren Einzug halten, ist schwierig. Ich bin gespannt darauf zu sehen, welche weiteren digitalen Hilfsmittel und welche Prognosemodelle sich in der Imkerei durchsetzen werden. Weiter bin ich gespannt auf Forschungsergebnisse zur herausfordernden Züchtung hin zur Varroaresistenz von Honigbienen sowie dann die Implementierung dieser Forschungsergebnisse durch die Züchter.