Reisen wie im Bilderbuch: In einer Postkutsche ohne Motorenlärm die Gegend geniessen | W&O

14.06.2022

Reisen wie im Bilderbuch: In einer Postkutsche ohne Motorenlärm die Gegend geniessen

Auf der Fahrt rund um die Churfirsten machte am Dienstag eine historische Postkutsche Halt im Werdenberg.

Von Corinne Hanselmann
aktualisiert am 20.07.2023

Im Schatten eines Baumes vor dem Hotel Restaurant Taucher beim Werdenbergersee parkierte am Dienstagmittag ein imposantes Pferdegespann: die Postkutsche von Familie Scherrer aus Dietfurt. Vier Lipizzaner und ein Freiberger ziehen sie in diesen Tagen «rund um die Churfirsten».

Mit dabei sind acht Passagierinnen und Passagiere, denen diese Reise ein aussergewöhnliches Erlebnis bietet. Eine Passagierin, die nicht zum ersten Mal mit der Postkutsche reist, empfiehlt:

Sie müssen einmal mitfahren, erst dann können Sie mitreden.

«Man muss dieses Feeling fast einmal erlebt haben», pflichtet ihr Fuhrmann und Landwirt Sandro Scherrer bei. Er unternimmt seit vielen Jahren mit Leidenschaft Kutschenfahrten aller Art. «Das Reisen per Postkutsche kann süchtig machen», so Sandro Scherrer. Zwei Söhne begleiten und unterstützen ihn auf der viertägigen Reise: Martin Scherrer als Chauffeur des Begleitfahrzeugs und Beni Scherrer, der gelernter Hufschmied ist, auf dem Kutschbock.

Dieser Wagentyp war hier schon früher unterwegs

Die Postkutsche «Helvetia» ist ein Nachbau des Wagentyps, der früher zwischen Ebnat-Kappel und Buchs verkehrte. Familie Scherrer liess sie extra anfertigen. Mit den Passagieren wiegt sie rund zwei Tonnen.

 Sandro Scherrer (rechts) und Sohn Beni Scherrer.
Sandro Scherrer (rechts) und Sohn Beni Scherrer.

Die Reise startete am Montag in Dietfurt. Über Wattwil und Nesslau ging’s nach Wildhaus. Am Dienstagmorgen führte der Weg weiter ins Werdenberg, mit Kaffeehalt am Grabserberg. Am Werdenbergersee gab es Zmittag, dann führte die Reise zur Heuwiese in Wartau und weiter nach Sargans. Von dort geht es via Walenstadt ins Glarnerland und wieder nach Hause ins Toggenburg. [gallery ids="18913,18904,18912,18911,18906,18907" link="file"]

Die Gegend ohne Motorenlärm geniessen

Immer wieder bieten sich unterwegs herrliche Aussichten auf die mächtigen Churfirsten und die Natur. Die Kombination von Pferd und Wagen, was man früher damit gemacht hat und wie man es heute noch geniessen kann, ohne Motorenlärm unterwegs zu sein – das macht für Sandro Scherrer die Faszination am Reisen per Postkutsche aus.

Wenn man mit der Kutsche reist, ist es wie wenn man ein Bilderbuch anschauen würde.

Man habe Zeit, sich in Ruhe umzusehen und erlebe die Welt ganz anders, als wenn wie beim Autofahren alles «vorbeifliegt». «Zudem fahren wir oft auf Wegen, die man mit dem Auto nicht fahren kann oder darf.»

 Vor der Weiterfahrt Richtung Wartau werden die Pferde getränkt.
Vor der Weiterfahrt Richtung Wartau werden die Pferde getränkt.

Verschiedenste Gerüche und Geräusche der Natur nehme man wahr, wie etwa frisches Heu oder Vogelgezwitscher. «Heute haben wir auf einer Wiese unzählige Türkenbundlilien gesehen», erzählt einer der Passagiere erfreut.

Das Posthorn kündet die Weiterfahrt an

Die Mittagspause ist vorbei. Die Mitreisenden nehmen wieder Platz auf der Postkutsche. Sandro Scherrer bläst ins Posthorn und ruft: «Die Post fährt!» Beni Scherrer treibt die Pferde an und lenkt sie durch Buchs. Zahlreiche Passantinnen und Passanten halten beim Anblick der Postkutsche inne, winken der Reisegesellschaft fröhlich zu und zücken das Handy für ein Foto. Ein solches Bild bietet sich heutzutage schliesslich nur noch ganz selten.

 Die historische Postkutsche der Familie Scherrer wird von vier Lipizzanern und einem Freiberger gezogen.
Die historische Postkutsche der Familie Scherrer wird von vier Lipizzanern und einem Freiberger gezogen.
Bild: Corinne Hanselmann