Ein neuer Fleischskandal rüttelt die Schweiz auf: Wie Recherchen vom «Blick» aufzeigen, läuft es bei den Carna-Centern nicht so, wie Konsumentinnen und Konsumenten es erwarten und es das Lebensmittelgesetz vorschreibt. Gemäss Artikel soll abgelaufenes Fleisch als Frischfleisch zu «unschlagbar günstigen Preisen» verkauft und ausländisches Fleisch als Schweizer Fleisch deklariert werden. Die Fleischfachmärkte in Frauenfeld und Winterthur stehen dabei im Zentrum. Sie machen jeweils einen Jahresumsatz von rund drei Millionen Franken. In Heerbrugg, Oberaach und Wittenbach gibt es weitere Standorte der Carna-Center. Ursprünglich gab es fast ein Dutzend Carna-Center in der Deutschschweiz.
Gemäss «Blick» hätten die Verantwortlichen der Carna-Center nach der Konfrontation mit der Recherche den «Staranwalt» Andreas Meili eingeschaltet. Dieser sagt, dass sich die Vorwürfe nicht bestätigt hätten. Es habe generell weder «Order von oben» gegeben noch Anweisungen, ausländische Ware umzuetikettieren, um sie dann zu verkaufen.

Grösster Fleischskandal der Schweiz
Die aufgedeckten Machenschaften erinnern an den grössten Fleischskandal der Schweiz: Vor zehn Jahren wurde bekannt, dass die Carna-Grischa billiges Poulet aus Ungarn als Schweizer Güggeli handelte, Pferdefleisch als Rindfleisch verkaufte und die Verfallsdaten manipulierte. Die Folge: Carna-Grischa ging 2015 pleite.
Wiederholt sich jetzt der Fleischskandal bei den Carna-Centern? Wie es im Artikel heisst, habe es schon vor zehn Jahren Verbindungen von Carna-Grischa und den Carna-Centern gegeben, als der Skandal aufgedeckt worden ist. Die damaligen Chefs von Carna-Grischa bestritten dannzumal allerdings, dass beim Schwesternbetrieb gleich geschäftet werde, die schwarzen Schafe seien nur bei Carna-Grischa. Wie die aktuellen Recherchen von «Blick» nun aufdecken, stimmt das nicht. Bis in die Gegenwart sei auch bei Carna-Centern getrickst worden.
Im Artikel heisst es weiter, dass exklusiv vorliegende Dokumente ehemaliger Angestellter den damaligen Darstellungen der Chefs widersprechen würden. Carna-Center-Betriebe unter dem Dach der Carna-Holding hätten laut diesen Insidern bis in die Gegenwart bei Deklaration, Zustand und Herkunft der Ware getrickst und das Lebensmittelgesetz ausgehebelt. Restaurants, Vereine, Asia-Take-aways und unzählige Privatpersonen sind betroffen.
Die konkreten Vorwürfe:
- Ausländische Produkte wie etwa Billigfleisch aus Osteuropa soll als teures Schweizer Fleisch verkauft worden sein.
- Frischfleisch soll aus dem Tiefkühler gestammt haben.
- Günstige Geflügel-Chipolata sollen als teure Kalbs-Chipolata verkauft worden sein.
- Fondue-Chinoise-Platten sollen statt mit Schweizer Poulet mit ungarischem Poulet bestückt worden sein.
Alle über den Tisch gezogen
Für die Recherche sind mehrere Ex-Angestellte von Carna-Center-Betrieben unabhängig voneinander befragt worden. Der Tenor: Alle seien über den Tisch gezogen worden, immer auf Anweisung der Geschäftsleiter. Wenn man als Angestellter aufbegehrt habe, sei mit der Entlassung gedroht worden. Ein Mitarbeiter, der über 14 Jahre im Betrieb arbeitete, sagt, dass Spanferkel häufig tiefgekühlt aus dem Ausland besorgt worden seien und dann als Schweizer Frischfleisch verkauft worden seien. Poulet sei ebenfalls immer mal wieder «eingebürgert» worden.
Die Carna-Center sollen auch regelmässig über ihren Fleischimporteur Delimpex AG in Pfäffikon (SZ) Ware aus dem Ausland eingekauft haben. Wie es weiter heisst, seien die Verantwortlichen des Fleischfachverbands Proviande bereits vor vier Jahren auf Unregelmässigkeiten bei Carna-Center-Betrieben gestossen. Im Artikel wird der Anwalt zitiert, dass Heerbrugg und Oberaach seit dem 1. Januar 2024 eigenständige Niederlassungen mit einem tadellosen Ruf seien. Seitdem habe deren Firma Carna-Partner AG keine Verbindung mehr zur Carna-Holding AG. Die Lieferanten der beiden Center-Standorte seien aber nach wie vor dieselben wie die der Carna-Holding.
Sitz in Affeltrangen
Die Carna Holding AG mit Sitz in Affeltrangen ist gemäss «Blick» ein undurchsichtiges Netzwerk von Firmen, die im Fleischgewerbe tätig sind. Fleischproduktion, Gastronomiebelieferung und eigene Fleischfachmärkte sind ihre drei Säulen. Der Jahresumsatz wird auf rund 30 Millionen Franken geschätzt. 1999 wurde das erste Carna-Center in Oberaach eröffnet. Es gab rund ein Dutzend dieser Fleischfachmärkte, bis sich das nach dem Carna-Grischa-Skandal im Jahr 2014 änderte. Vier Jahre bevor dieser «Fleischbeschiss» aufflog, verkaufte der damalige Inhaber der Carna Holding seine Beteiligung am Skandalfleischhändler aus Landquart. Er sass aber bis zu dessen Auffliegen im Carna-Grischa-Verwaltungsrat. Darum ist bei Carna-Grischa auch vom einstigen Schwesterbetrieb der Carna-Center die Rede. Heute gibt es noch die Standorte Oberaach und Heerbrugg. Diese sind seit Anfang 2024 wieder im Besitz des damaligen Inhabers der Carna Holding, der sie nun unter der Firma Carnapartner AG führt. Das Carna-Center in St.Gallen heisst seit Anfang 2025 Gastroblitz. (pd)
Neuer Betrugs-Skandal: ausländisches und abgelaufenes Fleisch falsch deklariert