Der Fachkräftemangel verschont niemanden, auch nicht die Badi-Welt. In gewissen Teilen der Schweiz scheint die Situation akut. Securitas-Angestellte unterstützen mittlerweile zahlreiche Bäder als Aushilfsbadmeister, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. In der Ostschweiz scheint der Badmeistermangel nicht ganz so brennend zu sein. Das zeigt eine Umfrage. Doch die meisten Badis geben an, dass sie den Personalmangel spüren.
Situation in Ostschweizer Badis
«Es ist nicht leicht, Leute zu finden, die im Schichtdienst arbeiten wollen.» Die Rückmeldung von Andreas Frei, Leiter der Schlossbadi Frauenfeld, gibt einen exemplarischen Einblick in die Herausforderungen vieler Freibäder. Zudem sei vielerorts nur saisonales Arbeiten möglich. «Und bei den Löhnen wird vielfach zurückhaltend bezahlt», ergänzt Daniel Schönenberger, Chefbadmeister in Amriswil, die möglichen Gründe für den Personalmangel. Ausserdem könnte es auch ein generationsbedingtes Problem sein. Badmeister Reto Steiner vom Schwimmbad Uzwil meint: «Am Wochenende und bei schönem Wetter an einem Ort zu arbeiten, an dem andere ihre Freizeit verbringen, ist für den Nachwuchs nicht attraktiv.»
Weder in Frauenfeld noch in Amriswil oder Uzwil herrscht derzeit Personalmangel. Auch die meisten anderen befragten Freibäder hatten dieses Jahr Glück: Degersheim, Lichtensteig, Unterwasser, Ebnat-Kappel, Wattwil, Flawil, Arbon, Romanshorn, St.Gallen, Gossau, Altstätten und Teufen melden, dass sie alle Stellen besetzen konnten. Vorerst. Die jährliche Rekrutierung bleibt jedoch eine Herausforderung. Claudia Lenz, die Bereichsleiterin der Bäder und Schulanlagen in Oberuzwil, schreibt:
Bei Stellenausschreibungen hat es wenig Bewerbungen mit den geeigneten Qualifikationen.
Die Antwort des Sportparks Bergholz in Wil klingt ähnlich. Für dieses Jahr konnten alle Stellen besetzt werden. Die Rekrutierung sei ohne grössere Schwierigkeiten verlaufen, schreibt die Geschäftsführerin Sabin Rickenbach. Doch sie ergänzt: «Wir beobachten einen Rückgang an Bewerbungen auf offene Stellen. Von einem Mangel würde ich momentan nicht sprechen. Der Trend zeigt, dass es schwieriger wird, geeignete Fachkräfte zu finden.» Die Rekrutierung würde mehr Einsatz erfordern als noch vor einigen Jahren.
Verkürzte Öffnungszeiten
Für die Badi in Uzwil hatte der Mangel an Badmeisterinnen und Badmeistern dagegen schon einschneidendere Folgen. Im letzten Jahr suchte das Freibad kurzfristig Ersatz, weil jemand krank war. Die Suche blieb jedoch erfolglos. Das Bad habe letzten Endes «mit einer Person weniger durch die Saison gemusst», sagt Badmeister Reto Steiner.
Das hatte Auswirkungen auf den Betrieb: Die Öffnungszeiten wurden verkürzt. Statt von 9 bis 20 Uhr hatte die Badi von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
Aushilfen und Badewachen gewährleisten den Betrieb
Das Freibad Heidelberg in Aadorf ist in diesem Jahr knapp besetzt. Eine Person fehlt, wie Peter Ronner, Leiter des Amts für Kultur, Freizeit und Sport, schreibt. «Der Betrieb kann aber mit Aushilfen gewährleistet werden.» Zudem würden Arbeiten, die nicht unbedingt durch einen Badmeister ausgeführt werden müssen – etwa Reinigungsarbeiten, Umgebungspflege, Kassendienst – unter anderen Mitarbeitenden aufgeteilt.
Das Schwimmbad Arbon und das Freibad Teufen schaffen mit Badewachen Abhilfe: «Bei uns werden vor allem Studierende als Wasseraufsichten eingestellt», schreibt Albert Müller, Leiter des Freibads in Teufen. Diese müssten nicht die ganze Verantwortung tragen, da sie dem Schichtführer oder Badmeister unterstellt seien.
Mehr Badmeister dank neuer Ausbildung? Fehlanzeige!
Um dem Mangel entgegenzuwirken, hat der Schweizerische Badmeisterverband (SBV) vor rund sechs Jahren die Einführung einer Badmeisterlehre gefordert. Geschätzte Zahlen der Bildungsorganisation von Sportanlagen zeigen aber: Die Nachfrage war bisher aber nicht so gross. 2023 haben schweizweit ungefähr zwanzig Lernende begonnen, 2024 waren es dreissig.
Jemand, der diese Lehre seit letztem Jahr absolviert, ist Konrad Kaesler aus Bazenheid. Doch Badmeister werden, möchte er nicht, wie er dieser Zeitung erzählt. «Die Verantwortung ist mir einfach zu gross.» Im Moment will er nach seinem Lehrabschluss eine Weiterbildung als Facility Manager absolvieren. «Ich möchte lieber im Büro arbeiten.»
Weitere Massnahmen, den Beruf attraktiver zu machen, sehen die knapp zwanzig befragten Badi-Zuständigen kaum: «Der Zeitgeist geht leider andere Wege», meint Schönenberger aus Amriswil. Oder einfach «anständige Löhne bezahlen», schlägt Müller aus Teufen vor.
Stellen schwierig zu besetzen: Personalmangel in der Badi