«Jetzt haben wir auch mal die Möglichkeit, ein paar Tage in die Herbstferien zu fahren» | W&O

20.10.2022

«Jetzt haben wir auch mal die Möglichkeit, ein paar Tage in die Herbstferien zu fahren»

Die Familie Rutz (Stein/Grabserberg) hat auf Mutterkuhhaltung umgestellt und wurde dabei mit 50'000 Spendenfranken unterstützt.

Von PD/WO
aktualisiert am 28.02.2023
Hinter dem etwas abseits gelegenen Hof von Mirjam und Ueli Rutz erhebt sich die Rotsteinwand, deren Wald gerade in den herrlichsten Oktoberfarben leuchtet. Direkt gegenüber liegt der Hausberg Goggeien. «Gäll, man würde am liebsten die Wanderschuhe he­rausholen und losmarschieren», bemerkt Mirjam Rutz. Ihr Mann Ueli stimmt ihr zu und meint:
Ja, unser Plätzchen hier ist wirklich wunderschön.
Wo man früher ein altes Bauernhaus ohne Zentralheizung und einen klassischen Anbindestall sah, erblickt man heute ein Stallgebäude mit modernem Holzanbau und ein renoviertes Wohnhaus mit neuer Schindelfassade, welches das Paar mit seinen Kindern Ueli (10) und Anna (7) seit 2016 bewohnt.

Beide sind nebenberuflich stark engagiert

«Wir haben vor elf  Jahren den in die Jahre gekommenen Milchwirtschaftsbetrieb von Uelis Eltern übernommen», erzählt Mirjam Rutz, die als Bauerntochter in Grabserberg aufgewachsen ist. Dennoch sei das für sie nicht einfach gewesen. Die 38-Jährige erzählt:
Zuerst mussten wir bei der Coop Patenschaft für Berggebiete um Unterstützung anfragen, um eine alte Maschine zu ersetzen.
Die Patenschaft habe aber unkompliziert Hand geboten – wie auch beim Umbau des Wohnhauses – und so seien sie ihrem Ziel, den Hof dereinst zeitgemäss führen zu können, Schritt für Schritt nähergekommen.

Etwas Grösseres mit den Kindern unternehmen

Zeitgemäss hiess für das Paar auch, dass es von der Milchwirtschaft wegkommen wollte. Er sagt:
Wir sind beide nebenbei beruflich stark engagiert.
Ueli Rutz ist als Klauenpfleger im ganzen Obertoggenburg un­terwegs, Mirjam hilft anderen Familien mit der Therapiemethode «Systemstellen mit Figuren» gesundheitliche oder geschäftliche Probleme zu lösen. «So haben wir unseren 28-Hektar-Betrieb laufend auf Mutterkuhhaltung nach Natura-Beef-Richtlinien umgestellt und sind jetzt zeitlich nicht mehr so stark an den Stall gebunden.» Das bedeute aber nicht, dass man den Tieren insgesamt weniger Zeit widme, betont Mirjam Rutz: «Wir alle sind sehr oft bei den Kühen, weil das Beobachten und eine gute Bindung in der Herdenhaltung enorm wichtig sind.» Sie räumt ein:
Jetzt haben wir auch mal die Möglichkeit, mit den Kindern etwas Grösseres zu unternehmen oder ein paar Tage in die Herbstferien zu fahren.

Die Finanzierungslücke wurde gedeckt

Bis der neue Stallanbau mit Aussenbereich stand, brauchte es aber noch etwas Geduld. Knackpunkt war erneut die Finanzierung. Um Kosten zu sparen, packten Ueli und Mirjam Rutz, wo immer möglich, selbst an. Trotzdem fehlte einiges, um den Bau verwirklichen zu können. Darum reichten sie ihre Dokumente nochmals bei Coop ein. Und der Regionalrat Ostschweiz sowie die Patenschaft für Berggebiete sprangen ein und deckten die Finanzierungslücke von 50'000 Franken.

154 Projekte für 5,2 Millionen Franken

«Weil die Patenschaft heuer ihr 80-Jahr-Jubiläum feiert, haben wir entschieden, dieses Jahr mehrere Projekte gemeinsam finanziell zu unterstützen», erklärt Regionalrätin Suzanne Blaser bei ihrem Besuch im Toggenburg.
Wenn ich diese Familie mit ihren zutraulichen Kühen sehe, freue ich mich, dass wir hier Hilfe zur Selbsthilfe leis­ten konnten.
Die Coop-Patenschaft für Berggebiete ist eine Non-Profit-Organisation, die mit unterschiedlichsten Projekten dazu beiträgt, die Existenzgrundlagen der Bergbevölkerung zu verbessern und die Arbeitsplätze in den Berggebieten zu erhalten. Im letzten Jahr unterstützte die Patenschaft 154 kleine und grosse Projekte mit 5,2 Millionen Franken.