Wie eine Solarfirma im Rheintal einen Kunden fast um 10'000 Franken gebracht hat | W&O

Rheintal 27.01.2025

Wie eine Solarfirma im Rheintal einen Kunden fast um 10'000 Franken gebracht hat

Eine Rheintaler Solarfirma versinkt im Schuldensumpf. Zuvor hatte Geschäftsführer David Z. zahlreiche Kunden geprellt und Mitarbeitende ohne Lohn arbeiten lassen. Ein Herisauer erzählt TVO von seinen Erfahrungen mit der Firma.

Von Luca Hochreutener
aktualisiert am 27.01.2025
Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 9 Franken im Monat oder 96 Franken im Jahr.

Die Firma Viva Solar macht schon länger mit Negativschlagzeilen von sich reden. Geschäftsführer David Z. soll nämlich Kunden und Mitarbeitende über den Tisch gezogen haben. Dies, indem er falsche Betreibungsregisterauszüge vorlegte und Mitarbeitenden den Lohn verwehrte.

Letztere wandten sich erbost an die Gewerkschaftszeitung «work», die den Fall aufdeckte. Doch David Z. machte weiter. In den sozialen Medien protzte er mit Luxusuhren und teuren Autos, während seine Kunden auf ihre Anlagen warteten. Jetzt hat ein Geschädigter gegenüber TVO ausgepackt: Markus Liechti aus Herisau beauftragte die Firma von David Z. mit der Montage von Solaranlagen auf seinem Dach. Das Vorhaben scheiterte an den Behörden: Die Gemeinde Herisau erteilte ihm keine Bewilligung. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits eine Anzahlung von 10'000 Franken geleistet.

In so einem Fall müsste der Kunde sein Geld eigentlich zurückerhalten. Doch darauf wartete Markus Liechti vergeblich. Irgendwann wandte er sich an die Firma:

Dann ging das Drama los.

Immer wieder habe man ihm versichert, die Buchhaltung zu informieren – nur leere Versprechungen. Alle zwei bis drei Wochen habe er angerufen. Doch das Geld habe er nicht zurückbekommen. «Ich bin fast ein bisschen grantig geworden», sagt Liechti zu TVO. Dies tue ihm leid. «Die Mitarbeitenden konnten ja auch nichts dafür.»

Lange Liste von Schuldnern

Als Liechti sich den langen Betreibungsregisterauszug der Firma aushändigen liess, hat er nicht schlecht gestaunt. Die Viva Solar ist so hoch verschuldet, dass er nicht damit rechnete, sein Geld wiederzusehen. Doch es kam anders: Als einer der wenigen Kunden wurde ihm das Geld zurückgezahlt. Andere Gläubiger dürften weniger Glück haben.

Ein Versuch von TVO, den Geschäftsführer David Z. zu konfrontieren, war nicht erfolgreich. Als die Reporterin an der Tür des Unternehmens klingelte, machte niemand auf. Auch über das Telefon war David Z. nicht erreichbar. Anwohnerinnen und Anwohner bestätigten aber, dass er am Firmenstandort in Balgach immer mal wieder ein- und ausgehe.

Wegen Diebstahls festgenommen

Früher war David Z. bei Mons Solar angestellt. Dort stahl er damals Material, um seine eigene Firma zu gründen. Er wurde wegen Diebstahls angezeigt und von der Polizei auf dem Firmengelände verhaftet. Martin Lenz, Verwaltungsratspräsident von Mons Solar, sagt gegenüber TVO:

In der Branche tummelt sich eine Unmenge an Unternehmen, die in der Boom-Phase versucht haben, Geld zu verdienen. Manche auf gute, manche auf weniger gute Art.

Um den Ruf der Branche zu verbessern, will die Mons Solar geprellten Viva-Solar-Kunden helfen, indem sie offene Aufträge und Reparaturen zu günstigem Preis abschliesst – die Kunden zahlen nur Personal- und Materialkosten.

Die St.Galler Solarbranche leidet unter unseriösen Anbietern. So sehr, dass der Kanton St.Gallen den Schaden für die Branche als «kritisch» einstuft. In den letzten Monaten hagelte es Berichte über Rockergangs, die im Solarmarkt mitmischen, und skrupellose Chefs.